Steuerungsretrofit
Verabschieden Sie sich von Ihrer SIMATIC S5 Steuerung!
Das Automatisierungs-System mit der Produktbezeichnung SIMATIC-S5 gibt es seit dem Jahr 1978/79, also seit über 25 Jahren. Das von der Siemens AG entwickelte und vertriebene System war in dieser Zeit überaus erfolgreich und hat sich in den 80er Jahren als Standard im europäischen Markt etabliert.
In der 2. Hälfte der 90er Jahre wurde von Siemens der moderne Nachfolger der S5, die SIMATIC-S7, auf den Markt gebracht. Nach einer gewissen Übergangsphase hat dieses System die S5 als Standard abgelöst. Folgerichtig wurde von Siemens am 01.10.2002 der Produktionsauslauf der SIMATIC-S5 angekündigt.
Damit sind in Zukunft (ab den dafür festgelegten Terminen) S5-Baugruppen nur als Ersatzteil verfügbar. Aufgrund dieses Umstandes werden viele Besitzer von Steuerungen, die noch mit SIMATIC-S5 ausgerüstet sind, in den nächsten Jahren vor dem Problem stehen, diese Systeme durch eine moderne Steuerung ersetzen zu müssen. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand: Es sind neben dem Alter der Steuerungen selbst (meist > 10 Jahre) natürlich die nach der Abkündigung weiter eingeschränkte Verfügbarkeit der Ersatzteile, die Tatsache, dass es von Siemens kaum noch Support für die S5 gibt, sowie die mit der Zeit immer geringer werdenden Kenntnisse des Wartungspersonals in den Betrieben selbst. Das Risiko beim Betrieb von produktionswichtigen Anlagen und Maschinen, die noch von einer S5 gesteuert werden, wird daher mit Sicherheit im Laufe der Zeit immer weiter zunehmen. Grundsätzlich ist für eine erfolgreiche Umstellung von S5 auf eine S7 oder eine Beckhoff eine genaue Vorbereitung sowie eine detaillierte Planung und Projektierung unerlässlich.
Dies gilt um so mehr, wenn die Umstellung von für die Produktion wichtigen Steuerungen quasi unter Betriebsbedingungen (mit sehr kurzer Stillstandsphase) stattfinden muss. In solchen Fällen ist der zeitliche Rahmen, der für die Umstellung zur Verfügung steht, meist sehr eng bemessen und beträgt in extremen Fällen nur ein Wochenende. Danach muss mit der so umgestellten Steuerung ohne größere Probleme wieder produziert werden können.Man wird sich bei dieser Ausgangssituation auf den Austausch des S5-Systems beschränken und die restliche Schaltanlage weiter- bzw. wiederverwenden.
Klar ist, dass auch dies nur möglich ist, wenn sowohl der Hardware-Umschluss als auch die Umsetzung der Software optimal vorbereitet bzw. ausgeführt wird. Der erste Schritt ist immer die genaue Besichtigung der bestehenden Steuerung sowie der baulichen Gegebenheiten und Aufnahme der Bestands-Hardware vor Ort. Nach der Sichtung der ggfs. vorhandenen Bestandspläne (E-Pläne) und der vorhandenen Software (Datenträger oder AGAbzug) wählt man das passende System aus der S7-Familie aus. Hierbei ist es aus Anschlussgründen sinnvoll, auch auf die Geometrie des zu ersetzenden Systems zu achten. Bei der CPU-Auswahl spielt selbstverständlich die Größe und Komplexität der fraglichen Applikation ebenfalls eine Rolle, obwohl dies aufgrund der Leistungsfähigkeit der heutigen S7-CPU’s bei weitem nicht mehr so problematisch ist wie zu Zeiten der S5. Äußerste Sorgfalt ist bei der Auswahl der einzelnen E/A-Baugruppen geboten. Hier sind die Eigenschaften der einzelnen Baugruppen bezüglich der Potenziale und technischen Daten beim Austausch genau zu beachten. Dies gilt natürlich so auch für die Demontage der vorhandenen bzw. für die Montage der neuen Baugruppen. Hier können unter Umständen auch kleinere Änderungen in der Außenverdrahtung erforderlich sein, um einen einwandfreien Betrieb der neuen Steuerung zu gewährleisten.
Mindestens genau so viel Aufmerksamkeit wie der Hardware, sollte man der Software der neuen Steuerung widmen.
Bei der Umrüstung von S5 auf S7 muss man darauf achten, dass die von Siemens angebotenen S5- nach S7-Konvertierungsprogramme nur bei sehr einfachen S5-Programmen eine brauchbare Alternative darstellen. Meistens muss die Software nach der Konvertierung in großem Umfang überarbeitet oder neu geschrieben werden. Erfahrungen zeigen, dass in diesem Zusammenhang neben zeitkritischen Programmen, Analogwertverarbeitung und Regelkreisen, Schnittstellen zu anderen Siemens-Systemen sowie Fremd- Systemen besonders kritisch betrachtet werden müssen. Partielle Software-Tests im Vorwege können das Risiko zwar mindern, aber es bleibt immer eine Restunsicherheit bei der Umstellung vor Ort selbst. Hier ist man letztlich auf die Erfahrungen und Kenntnisse der mit der Aufgabe betrauten Mitarbeiter bzw. Firma angewiesen.
Ein allgemein gültiges Rezept für dieUmstellung auf eine neue Steuerung gibt es nicht. Die notwendige Vorgehensweise und die erforderlichen Maßnahmen müssen für jeden Fall speziell in Abhängigkeit von den jeweiligen Gegebenheiten ermittelt werden.
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